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Im Oktober 2009 fing es an. Kitty erbrach eine braune Flüssigkeit.

Sofort erkannte ich, dass es etwas Schlimmeres sein musste, denn das war kein normales Erbrechen. Sofort packte ich Kitty  ein und fuhr in die Tierklinik. Die grausame Diagnose lautete Niereninsuffizienz.

Ein Klinik-Marathon begann. Teilweise musste ich täglich zur Tierklinik, dann wieder im zehntägigen Turnus. Zweimal wurde Kitty stationär aufgenommen und die Gelduhr rasselte.

Ich machte mir entsetzliche Sorgen um meinen über alles geliebten Tiger. Kitty war nun schon 12 ½ Jahre bei mir. Von klein auf hatte ich ihn bei mir, aus Ungarn mit nach Deutschland gebracht. Dieses Tier ist für mich wie ein Kind gewesen. Ich liebte diesen Kater wie nichts auf der Welt. Und nun musste ich mit ansehen, wie er langsam dahin siechte.

Zu der Niereninsuffizienz kam eine Gastritis und mein Tiger nahm immer mehr ab.

Einst ein dicker neun-Kilo-Kater, war er zum Schluss auf 5 KG abgemagert. Er war wesentlich größer, als andere Katzen. Vermutlich eine ungarische Riesenkatze.

Mein Tiger begleitete mich bei Spaziergängen im nahegelegenen Park, hörte auf mein Rufen wenn er allein die Gegend erkundete und war total auf mich fixiert. Nach einem halben Jahr kräftezehrender Tierarztbesuche mit etlichen Stunden Wartezeit und weit über 1000€ Tierarztkosten und Spezialdiät musste ich die schwerste Entscheidung meines Lebens treffen.

Ich lies meinen Tiger am 17. April 2010, einem wunderschönen sonnigen und warmen Samstag einschläfern. Kitty war zuvor verzweifelt auf meine Schulter geklettert, weil er das letzte halbe Jahr Tortouren beim Tierarzt mitgemacht und inzwischen große Angst vor der Tierärztin hatte, auch wenn sie sich noch so liebevoll um ihn und mich kümmerte.

Ich werde diese letzen Momente nie vergessen, sie haben sich schmerzlich in mein Gedächtnis eingebrannt. Ich konnte nur noch immer wieder schluchzend sagen: „Ich liebe dich Kitty, es tut mir so leid. Ich liebe dich Kitty, es tut mir so leid. Schlaf gut mein geliebter Tiger.“ Die Tierärztin weinte mit mir. Ich wollte noch 24 Stunden Totenwache halten, doch da es schon ungewöhnlich warm war für diese Jahreszeit riet mir die Ärztin dich noch heute zu beerdigen. Zum Glück hatte mein Vater angeboten, dich in seinem Garten zu bestatten.

Verzweifelt fuhr ich zu einem Freund. Er stand mir in dieser und der folgenden schweren Zeit bei. Er fuhr uns zu meinem Vater, der 40 km entfernt wohnt.

Ich wäre nicht in der Lage gewesen Auto zu fahren. Ich hatte dich mit dem Unterteil deines Transporters auf dem Schoß und streichelte dich die ganze Zeit und redete mit dir.

Zuvor hatte ich dich noch in meine Wohnung getragen, damit du dich von deinem Zuhause verabschieden kannst. Ich habe deinen Po abgeduscht, weil du ausgelaufen warst und ein letztes Mal gebürstet. Nun lagst du zum letzten Mal auf meinem Schoß.

Es war unfassbar für mich, dass ich dich schon bald nie mehr streicheln, dir nie mehr so nah sein könnte. Dann gruben mein Vater und der Freund dein Grab aus, währenddessen bettete ich dich zwischen die gelben Schlüsselblumen, die im Garten wuchsen. Du hättest so gern deine Nase darein gesteckt und daran geschnuppert. Dann der entsetzliche Moment, da ich dich in die Erde legen und für immer Leb wohl sagen musste. Die Erde auf dich schütten, Blumen auf dein Grab pflanzen. Dein Tod zerriss mir das Herz. Der Tag danach war die Hölle.

Mein Herz schien vor Schmerz zu zerspringen. Stundenlang lief ich weinend, schluchzend über die Felder. Mein Herz tat so weh. Die Tage danach erlebte ich wie in einem bösen Traum. Immer wieder sah ich dich irgendwo in meiner Wohnung, hörte noch dein forderndes „Raul, rraul, rrrrrraul“ wenn du raus wolltest oder dein Schnurren, in meinen Armen.

Fühlte, wie du im Bett über meine Waden stiegst um dir einen gemütlichen Schlafplatz zu suchen, fühlte dein Fell in meinen Handflächen. Ja, einige Tage später träumte ich von dir.

Ein Traum, in dem du mir mitteiltest, dass es dir gut geht wo du jetzt bist.

Zu der Trauer kam die Kälte der Menschen, die meine Trauer um ein Tier nicht verstehen konnten. Immer wieder wurde mir gesagt: „Es war doch NUR ein Tier.“

Aber du warst mehr für mich. Du warst ALLES für mich. Ich habe dich geliebt. Spielt es denn eine Rolle wohin die Liebe geht? Ob Mensch oder Tier? Die Liebe ist gleich. Dich habe ich bedingungslos geliebt. Die Liebe zu Menschen war immer an Bedingungen geknüpft und endete im Schmerz. Die Liebe zu dir, mein geliebter Kitty-Tiger, war die reinste Liebe die ich je erfahren habe. Ich weiß, dass du mich auch geliebt hast.

„Da hilft nichts. Das einzige was hilft, ist Zeit.“ Der Freund, der mir besistand, sagte mir en Detail die Trauerphasen voraus, die genau in der Reihenfolge und Intensität eintraten.

Nun, fünf Monate später, schreibe ich dies um meine Trauer zu verarbeiten. Sie kehrt mit enormer Gewalt zurück als wär es heute erst passiert. Die Zeit, die hilft über die Trauer hinweg zu kommen, ist es, die uns immer weiter von einander entfernt.

Leb wohl mein kleiner Tiger, ich liebe dich über den Tod hinaus. Leb wohl!

 

Katze Kitty
Geboren am 17.04.1997
Gestorben am 17.04.2010

11.097 1.886 39

Zurueck zur Gedenkstaette Erstellt am 17.04.2010,
Erstellt von Melanie Noname

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