Mein Abschied
Immer warst du fröhlich, verfressen und wahnsinnig neugierig. Du kanntest keine Angst.
Immer warst du gesund.
Und dann fing dein Leiden an. Ein halbes Jahr lang waren wir Dauergast beim Tierarzt und trotzdem hast du nie aufgegeben. Seltsame Blutwerte, die sich niemand erklären konnte, eine Komplikation nach der anderen, regelmäßige Medikamentengabe und ständig der Gang zum Tierarzt - egal, was dir zugemutet wurde, du hieltest tapfer durch. Oft genug dachten wir, jetzt wäre es so weit. Doch du hast uns jedes Mal überrascht, warst so unglaublich tapfer und zäh.
Selbst als es mit dir nur noch bergab ging, konntest du nicht einfach gehen, obwohl wir es dir so sehr gewünscht hätten. Die Beine versagten, du konntest kaum noch laufen, die Arthrose machte dir schwer zu schaffen und manchmal bist du umgefallen und hattest nicht einmal mehr die Kraft, alleine aufzustehen.
Immer hast du mich freudig begrüßt, immer warst du für deinen Partner da, immer hast du mich mit deiner Neugier aufgemuntert.
Danke für die lange gemeinsame Zeit und die vielen schönen Erinnerungen. Ich hätte dir einen leichteren Abschied gewünscht.
Pass auf deinen Freund auf, der jetzt ohne seinen großen Beschützer zurecht kommen muss, in einem fremden Zuhause.
Wir lieben dich und werden dich nie vergessen, denn du warst etwas besonderes.
Einige Anekdoten
Whiskey war in macherlei Hinsicht so untypisch für ein Meerschweinchen. Er lag gerne draußen, wollte selten ein Dach über dem Kopf. Er war auch in keinster Weise scheu, sondern kam immer angelaufen. Sein Quieken, wenn es um Futter ging, war das lauteste überhaupt und beim Fressen verschluckte er immer Luft, so schnell fraß er.
Wenn ich sauber machte, kam er immer, um zu schauen, was passiert. Auch da siegte immer die Neugier. Meistens ging er mir dabei einfach nur im Weg rum, saß beinahe auf der Schaufel, oder wurde von einem Einstreuregen getroffen, weil er wieder einmal nicht zu verscheuchen war.
Jeden überzeugte er mit seinem Lausbuben-Charme.
Und immer war er der Chef - selbst als er sich kaum noch vom Fleck bewegen und auf den Beinen halten konnte. Ein Zucken mit dem Kopf und seine Autorität war wieder hergestellt.
Selbst als er kaum noch die Kraft hatte zu kauen, stürzte er sich mit letzter Kraft auf ein Tomätchen, was er schon solange nicht mehr bekommen hatte.
Auch wenn er oft mals so tapfer war, das Krallenschneiden war immer ein Act. Da konnte er sich anstellen. Und auch die Härchen am Bein abrasieren klang bei ihm mehr danach, als würde man ihn gerade foltern.
Fotos konnte man von ihm immer nur machen, wenn er sich gerade ausruhte und wirklich müde war. denn sonst kam er gleich wieder angelaufen, musste schauen, was da los ist und machte so jedes nette Foto zunichte.
Erstellt von Saskia Wagner