Liebe Jeannie, du bist so leise gegangen, wie du zu uns gekommen bist. Damals, Ende November 1993, kamen wir gerade von einer Reise zurück. Es war Abend, und es lag Schnee. Wir entdeckten dich, als wir das Tor aufmachten: ein winziges Katzenkind, halb verhungert und frierend. Du hattest dort einfach gewartet, in der Gewissheit, dass jemand dich findet und aufnimmt. Du hast dich in die Jacke gekuschelt und hast angefangen, ganz laut zu schnurren. Und weil du so plötzlich aufgetaucht bist, nannten wir dich Jeannie - Jeannie aus der Wunderlampe. Du hast uns auf Reisen begleitet, obwohl Autofahren bei Katzen "eher nicht" angesagt ist. Nicht aber für dich. Lediglich die Fahrten zum TA konntest du nicht ausstehen, und auch den TA nicht, obwohl er dir zwei Mal das Leben gerettet hat. Beim Impfen hast du dich immer total angestellt, wir mussten den Transportkorb zerlegen, weil die kratzende und fauchende Jeannie nicht herauszubekommen war. Dem TA hast du jedenfalls ein ganz falsches Bild von dir hinterlassen, denn du bist alles Andere als zickig gewesen. Kaum zuhause, warst du wieder die gewohnte Jeannie: freundlich, verspielt und gesellig. Im Alter wurdest du zur richtigen Quatschtüte: jeden Tag hast du uns mit neuen Lauten überrascht, ein freundliches "Mrrrh" als Begrüßung am Morgen, ein "Mau-rrrau" bedeutete: "gib mir Futter", ein lang gezogenes "Miiiaaauu": "lass mich ins Freie." Deine "Tante" Jenny hast du so lange mit deinen Spielchen gereizt, bis sie sich aus ihrem Korb flüchtete und ihn dir überließ. Morgens gab's dann immer eine "Katzenshow" mit lautem Geschrei von Jenny und zwei Katzen, die so schnell durch die Wohnung flitzten, dass man sie kaum sah - aber von wegen auf leisen Pfoten! Dann aber war Kuscheln angesagt, und die ganze Rauferei war vergessen. Sicher warst auch du traurig, als Jenny ins RBL ging, doch irgendwann fandest du neue Freunde, wie den kleinen schwarzen Kater, den wir einfach "Gino" nannten, der aus der Nachbarschaft herüberkam und jeden Morgen Punkt Sechs sein Konzert anstimmte, mit dir Stunden lang auf der Terrasse faulenzte und erst am Abend wieder nachause ging.
Danke, Jeannie, dass wir dich so lange bei uns haben durften. Du hast uns viel Freude geschenkt. Grüße bitte auch Jenny, ihre Schwester Flocki und ihre Mama Tiggy, sowie alle meine anderen Sternchen. Und solltest du Angelo sehen - von dem ich nicht weiß, wann er ins RBL gegangen ist (ich nehme es aber an, weil er 1992 im Alter von 10 Monaten spurlos verschwunden ist) - dann sag ihm bitte, dass er einen ganz besonderen Platz in unseren Herzen hat.
Erstellt von Silvia Harrauer