Im Jahr 2000 war ich mit der 3. Klasse in einem Zeltlager. Dort fiel uns eine verwilderte, kranke, jedoch anhängliche Katze auf. Wir nahmen sie mit nach Hause. Sie kurierte ihre Lugenentzündung schnell aus. Was wir nicht wussten: Sie war bereits schwanger, als wir sie aufnahmen! Im August war es dann soweit, "Mulle" stieß eines Nachts starke Schreie aus, das Wunder der Geburt sollte sich vollziehen. So kam erst Eines, wenige Stunden später, morgens um 4:00, das Zweite Katzenkind zur Welt. Dann, als keiner mehr damit rechnete, begann die Katze gegen 10:00 erneut zu schreien. Katze Nummer 3 wurde geboren. Das Kleine war regungslos, meine Mutter hatte mich vorgewarnt: Totgeburten können durchaus passieren! Aber dann, urplötzlich, bewegte sich das kleine Häufchen Katzenleben. Und sobald ich ihn erblickte, war es klar. "Mama, das ist meiner! Er soll Purzel heißen!" Purzel war ein toller Kater. Sein Charakter war wie eine Mischung aus Garfield, Balu und Willi von "Biene Maja". Seine Lieblingsbeschäftigung war schlafen, sogar Sprünge schien er in Zeitlupe hinzulegen. Auf dem Schoß sitzen und rumgetragen werden? Nee, das war nicht sein Ding. Und die Katzendamen kennenlernen, ausgedehnte Streifzüge unternehmen, Revierkämpfe mit anderen Katern? Ach, lass das mal den Bruder machen! Schmusen war ab und an voll in Ordnung. Aber bitte nur, wenn keiner zuguckte! Und dennoch hat er mir sooo viel gegeben. Er schlief fast jede Nacht bei mir. Natürlich so, dass ich mich nicht bewegen konnte. Er ging mit mir schlafen und stand mit mir auf, wenn ich zur Schule musste (Vermutlich, um kurz zu fressen und dann weiterzuschlafen - aber hey, er stand auf - morgens um 6:00!). Er hatte immer diesen "Schlafzimmerblick", der beruhigend wirkte. Er war immer da, wenn in meinem Teenageralter Stress angesagt war. Er guckte mich blinzelnd an, wohl unter dem Motto: "Lass sie reden. Stresse dich nicht. Mache es lieber wie ich - gehe es entspannt an!" Auch hat er kaum Beute gefangen - im Gegensatz zu seinem jagdbegabten Bruder! Doch eines Tages, im Sommer, lag der Kater schlafend im Garten und ließ sich die Sonne auf den Pelz scheinen. Als er sich streckte, schaffte er es tatsächlich, währenddessen eine tieffliegende Schwalbe abzufangen - und schaute mich ebenso verdutzt an wie ich ihn. Purer Zufall aber Junge, war der stolz! Doch kurz auf diesen Sommer, im Oktober 2008, sollte ein dieses Katerleben viel zu früh und sehr schrecklich enden. Meine Mutter ließ den Kater nach seinem Ausgang in die Wohnung. Er wirkte bereits etwas betretener, als er es ohnehin schon immer war. Er schlich zum Futternapf, sackte plötzlich zur Seite weg. Er schrie wie ein Baby, sein Herz pumpte rasend schnell. Seine Atmung war flach, die Augen vor Panik weit aufgerissen. Er speichelte, bis sich rasch eine große Pfütze um ihn bildete. Alles vollzog sich innerhalb weniger Minuten. Er sah mich an, mit seinen riesigen Augen, so weit aufgerissen, wie ich es bei ihm nie zuvor gesehen hatte. Sein Blick sagte etwas wie: "Hilf mir! Bitte tu doch was! Was ist denn nur los? Bitte hilf mir!" - Aber ich konnte nichts machen. Meine Mutter lief hysterisch durch die Wohnung, während ich neben Purzel kniete. Inzwischen hing seine Zunge seitlich raus. Seine Atmung wurde langsamer. Sein Blick leer. Purzel hatte sich auf den Weg über die Regenbogenbrücke gemacht. Wir konnten ihm nicht mehr helfen.
Er war so besonders - Und das Gleiche gilt für unsere Bindung. Ich war bei ihm, von seiner ersten bis zu seiner letzten Minute. Und noch immer, inzwischen 6 Jahre nach seinem Tod, beschäftigt mich dieser Kater immer wieder. Egal, ob in sentimentalen Momenten oder im Traum - der Kater ist noch da. Ich hatte viele Katzen, auch parallel zu ihm - und dennoch hat er einen besonderen Platz in meinem Herzen. Lieber Purzel, wir werden nie erfahren, warum du unter solch tragischen Umständen sterben musstest - das lässt mich immer wieder grübeln. Aber viel lieber erinnere ich mich an die tolle Zeit mit dir und sowohl diese als auch dich werde ich nie, nie, nie vergessen.